LAHERB – Herbert Langmüller

Herbert – Fotograf, Freund und Wegbegleiter – ein Spurensucher und Bewahrer.

Wie wenig wir selbst von den Menschen wissen, die wir schon seit Jahren kennen, wurde mir nach dem Tod von Herbert im März 2018 erst so richtig bewusst. Wenn wir uns trafen – meist auf Ausstellungen – kreisten unsere Gespräche um aktuelle Belange, Reisen, Kunst und gemeinsame Freunde.

Erst jetzt, über Ulli Chladek (mit der er die letzten 7 Jahre seines Lebens verbrachte), erfahre ich mehr – über ihn, sein Leben, sein Beweggründe und wie er zur Kunst kam.

Das Leben

Herbert wurde am 21.1.1943 in einem Schrebergartenhaus auf der Simmeringer Haide geboren, unweit dem Haus, in dem er später lebte.

Herbert absolvierte eine Tischlerlehre im Schloss Neugebäude, was auch seine große Liebe zu diesem Gebäude erklärt. Später, als er bereits verheiratet und Vater war, wollte er sich weiterbilden. So besuchte er die Abendschule und machte den Werksmeister.

Er arbeitete in der Rahmenhandlung Nöttling, wo er später Leiter der Zweigstelle Wien wurde. Hier kam er auch in Kontakt mit zahlreichen Künstlern, begann sich intensiver mit Kunst zu beschäftigen und auch zu sammeln.

Seine Liebe zur Fotografie entdeckte er jedoch viel früher, bereits im Alter von 14/15 Jahren. Und 1962 begann er seine unmittelbare Umgebung, seinen Heimatbezirk Simmering, zu fotografieren.

Simmering – einst und heute

Über 40 Jahre fotografierte Herbert Langmüller seinen Heimatbezirk Simmering. Der Wandel der Zeit wurde so sichtbar. Auf seinen zahlreichen Radtouren durch den Bezirk fotografierte er Gebäude, Baustellen, Kunstwerke u.v.m.

So entstand eine umfangreiche Sammlung. Über 7000 Bilddokumente zeigen die jüngste Geschichte des Bezirks auf – von den durch die Kriegsspuren gezeichneten Häusern bis hin zu den neuen Wohnsiedlungen. Doch Herbert hat sich auch mit der Geschichte befasst, hat recherchiert und die Veränderung im Bezirk auch in Worten festgehalten. Dieses großartige Zeitdokument hat er übrigens dem Bezirk vermacht – das „SUPPLEMENTWERK zur Simmeringer Chronik“

2008 gab es eine Fotoausstellung „Simmering kontra Simmering“ in der er Fotos gegenüberstellte – einzelne Häuser einst und heute. Ein spannender Rückblick für viele, die den Wandel miterlebt haben und andere, die die Entwicklung auf diese Art entdecken durften.

Wie so oft zeigten Herberts Bilder aber auch, was uns verloren ging. Von dem einstigen Zentrum Simmerings mit den zahlreichen kleinen Geschäften und Lokalen ist nur noch wenig übrig – der dörfliche Charme verblasste im Laufe der Zeit immer mehr.

So sind es heute oft nur noch Bilddokumente, die von „verschwundenen Kostbarkeiten“ zeugen – wie z.Bsp. von Wandmalereien, die unter der Wärmedämmung der Gebäude verschwanden – auch hierüber entstand eine eigene Fotoserie.

Reisen

Doch nicht nur die Spuren der Zeit in seinem Heimatbezirk haben es Herbert angetan. Er war auch stets auf der Suche nach Spuren, die die menschliche Lebens- und Kulturgeschichte dokumentieren. So führten ihn zahlreiche Studienreisen in über 50 Länder.

Auf seiner Suche nach den Wurzeln unserer Kultur führte ihn sein Weg zu zahlreichen Ausgrabungsstätten und Naturdenkmälern, zu Höhlenzeichnungen und alten Tempeln, … – und immer war die Kamera dabei.

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Vor allem Nordafrika und der Vordere Orient hatten es ihm angetan. Oft waren es die leeren Orte, Plätze der Stille, wie Wüsten oder Berge, die ihn besonders berührten. Er war ein begeisterter Bergsteiger, der unter anderem auch den Kilimandscharo bestiegen hat.

VIDEO: Ulli erzählt uns über Herberts Liebe zu Nordafrika (Dauer: 01:51 min)
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Sein Zugang zur Fotografie

Es ist wohl der Zeit zu schulden, dass er sich der reinen Wiedergabe dessen verschrieb, was er vorfand. So war es Herbert stets ein Anliegen, nichts zu verfälschen. Lieber suchte er so lange den perfekten Standort und die idealen Lichtverhältnisse, bis er zufrieden war, als die Fotos nachzubearbeiten oder gar mit Photoshop zu verändern.

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Egal ob er analog oder digital fotografierte, stets verschrieb er sich der Wahrhaftigkeit dessen was war. Er genoß den Prozess weit mehr als das Ergebnis. Ja, anfangs dachte er nicht einmal daran, seine Fotos auszustellen, das ergab sich erst im Laufe der Jahre.

Seine Themen waren Natur- und Kulturspuren, wobei ihn Wände, Ziegel, Wasser und Strukturen besonders am Herzen lagen. Doch auch Narben in Rinden – durch Naturgewalten oder von Menschenhand verursacht, haben es ihm angetan. Immer entstanden ganze Serien, wie die von der Venus von Willendorf, den ‚Liebesnarben‘ in den Rinden oder den Spuren, die Joseph Kyslak hinterließ – einer der ersten Reisenden, der über seine Wanderungen quer durch Mitteleuropa ein Buch veröffentlichte und seine Signatur an besonderen Plätzen hinterließ, was ihn in den Augen heutiger Graffiti-Künstler zu deren Ahnherren macht.

In seiner letzten Schaffensperiode entstanden Kollagen, gefertigt aus zahlreichen sich wiederholenden Fotos (teils gespiegelt), die sich zu einem Gesamtkunstwerk verbanden. Eines dieser Bilder ist im Eingangsbereich des Ziegelmuseums zu sehen. Gerhard Zsutty versteht sich ebenso als Bewahrer alten Kulturguts wie Herbert es Zeit seines Lebens tat. Wie schön, dass eines seiner letzten Werke gerade dort seinen Platz fand.

Bei seinen Ausstellungen kamen Herbert sein gestalterisches Talent und seine Tischlerkenntnisse stets zugute. So fertigte er zahlreiche Rahmen um seine fotografischen Arbeiten ins rechte Licht zu rücken und teilweise zu regelrechten Bildobjekten zusammenzufügen.

Weitere Arbeiten von Herbert findest du auch auf seiner Facebook-Seite
Herbert Langmüller / Facebook

Was mich fasziniert

Herbert ist ein wunderbares Beispiel, wie aus etwas fast Nebensächlichen wie dem Fotografieren der unmittelbaren Nachbarschaft etwas Großes werden kann. Seiner Beharrlichkeit verdanken wir faszinierende Einblicke in die Vergangenheit Simmerings, die sonst für immer verloren wären.

Es ist eine Mischung aus Nähe und Distanz, die die Qualität seiner Arbeiten ausmacht. Oft waren es nahezu unscheinbare Motive, die durch Wiederholung (wie z.Bsp. denselben Landschaftsausschnitt zu unterschiedlichen Zeiten, bei veränderten Licht- und Wetterbedingungen zu fotografieren) oder Veränderung des Standpunktes Tiefe und Bedeutung bekamen.

Inspiration fand Herbert überall – ob auf Reisen oder vor der Haustür, er fand stets ein lohnendes Motiv.

Kurzbiografie:

Herbert Langmüller – LAHERB
21.1.1943 – 6.3.2018
Künstlerischer Autodidakt und Bewahrer

Diverse Ausstellungsbeteiligungen in Österreich, Deutschland, Kroatien, Ungarn, der Republik Tschechien und Argentinien.

LAHERB – Helmut Langmüller – Biographie.pdf

Mehr über den Künstler und sein Werk findest du auch auf diesen Seiten:

www.atelier3a.at/laherb.htm
www.artonline.at/langmueller/index.html

www.facebook.com/herbert.langmuller

(Februar 2019)

Fotos: ©Ulli Chladek
Text:   Andrea Bauer

 

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3 Kommentare, sei der nächste!

  1. Liebe Andrea!
    Sehr schön grafisch und textlich gestaltet!
    Gratuliere!
    Ich kenne Herbert Langmüller vom Sehen in der Galerie.
    Tut mir leid!
    Bin wieder mal „grippig“, aber wenn das vorbei ist,
    wäre ein Treffen doch nett?
    Herzlichst Traute
    Vorsicht: Neue Website!

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