Das KHM – ein Gesamtkunstwerk

Im Zuge des Baus der Wiener Ringstraße entstanden eine Vielzahl von Gebäuden mit einer herausragenden Architektur, eines der schönsten ist das Kunsthistorische Museum Wien (kurz KHM). Zwischen 1871 und 1891 entstand am Wiener Burgring dieses wunderschöne Gebäude, das in jedem Detail die Liebe zur Schönheit zum Ausdruck bringt.
Ich bin ein großer Fan des KHM, Jahreskartenbesitzerin und regelmäßiger Gast. Es ist ein wunderschönes Gesamtkunstwerk, das oft viel zu wenig wahrgenommen wird. Meist bezieht sich das Erleben nur auf den Inhalt, die Vielzahl großartiger Kunstwerke. Doch das Haus selbst ist mindestens ebenso faszinierend.
Leider wird diese Baujuwel von den Wienern eher als Selbstverständlichkeit gesehen und findet viel zu wenig Beachtung. Weshalb ich DICH mit meinen Artikeln zum (Wieder-)Entdecken des KHM, zum genaueren Hinsehen, Wahrnehmen und Staunen, einladen möchte.

Das KHM eines der schönsten Gebäude von Wien

Die Baugeschichte

Entstanden ist dieser Prachtbau in einer Epoche (zwischen 1816 und 1930), wo in ganz Europa die schönsten und bedeutendsten Museen entstanden, eine Macht- und Prachtentfaltung sonder gleichen

Ziel war es einen Museumskomplex zu schaffen, der dem Ansehen des Hauses Habsburg alle Ehre macht. An der Ausschreibung für dieses Projekt beteiligten sich die führenden Architekten der Zeit – gewonnen hat der Entwurf von Carl von Hasenauer (1833-1894), der in Zusammenarbeit mit dem für seine Monumentalbauten berühmten Gottfried Semper, entstand. 1879 zog sich Semper aus dem Projekt zurück und überließ Hasenauer die Projektleitung sowohl im architektonischen Bereich als auch in der dekorativen Ausführung. Die feierliche Eröffnung des fertiggestellten Gebäudes erfolgte am 17. Oktober 1891 durch Kaiser Franz Josef I.

Beim Bau selbst, wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um ein Gebäude zu schaffen, das dem enormen Wert der kaiserlichen Kunstsammlung entsprach. Heraus kam ein Schmuckstück in Reinkultur, ein Kunstwerk für sich, bis ins kleinste Detail, das den Betrachter immer wieder mit neuen Facetten überrascht.

Die Fassade

Allein die Abmessungen entsprechen der Superlative:

  • 10.778 m2 verbaute Fläche
  • 168 m lang, 74 m tief, 64 m Kuppelhöhe

Die Fassade ist geschmückt mit unzähligen Portraits, Skulpturen, Reliefs und Ornamenten – die jede Kunst-Richtung, -Epoche und -Stil widerspiegeln. Jedes Teil ein Kunstwerk für sich.

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Das Interieur

Reich verziert und von den besten Künstlern der damaligen Zeit gestaltet, präsentieren sich der Eingangsbereich, das Stiegenhaus und die Kuppelhalle des KHM dem Betrachter.

Der Eingangsbereich spiegelt schon auf eindrucksvolle Art wider, was den Besucher hier an Schätzen erwartet. Ausgehend von dem schwarz/weißen prachtvollen Marmorfussboden über den reichverzierten Deckenbereich mit den Portraits von Bramante, Michelangelo, Raphael und Benvenuto Cellini (gestaltet von Victor Tilgner) gibt er einen ersten Blick in Kuppel frei.

Auch die reichverzierten Zugänge zur Ägyptischen Sammlung und der Kunstkammer lässt schon auf ein kleines Wunder schließen.

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Doch geht man weiter eröffnet sich ein Stiegenhaus, das seines gleichen auf der Welt sucht. Ein Feuerwerk an Eindrücken, über und über geschmückt von den besten Künstlern der Zeit. Gustav Klimt, sein Bruder Ernst Klimt und Franz Matsch haben die Zwickelgemälde (in den oberen Bereich der Wände, zwischen den Säulen und der Rundung der Durchgänge) und die Bereiche zwischen den Säulen gestaltet. Hans Makart hat die halbrunden Wandnischen, die sich durch das tragende Gewölbe ergaben mit herrlichen Bildern ausgestattet und über die Decke erstreckt sich ein riesiges Deckengemälde von Mihály Munkácsy.

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Mit Klimt auf Augenhöhe

Da Gustav Klimt (1862 – 1918) vor genau 100 Jahren, genauer gesagt am 6. Februar 1918 starb, hat das KHM zu diesem Anlass eine Plattform errichtet, die es den Besuchern ermöglicht, die großartigen Zwickelbilder im Stiegenhaus aus nächster Nähe zu bewundern.

Stairway to Klimt – noch bis 2. September 2018

Und für alle die es ganz genau wissen wollen (so wie ich ;D):
die Klimt-Bilder wurden, wie alle Bilder im Stiegenhaus, mit Öl auf Leinwand gemalt und dann direkt auf die Wände geklebt.

Die Ägyptisch-Orientalische Sammlung

Über den eindrucksvollen Eingangsbereich gelangt man in eine andere Welt. Die Wandbemalung und die Gestaltung der Säulen und Räume schaffen eine so geniale Verbindung zwischen dem Raum und den Kunstwerken der Sammlung, dass es schwer fällt zu sagen, was einen mehr beeindruckt.

Die Ästhetik, die hier zum Tragen kommt und die phantastischen Kunst dieser frühen Großkultur so eindrucksvoll zur Geltung bringt, ist überwältigend.

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Die Antikensammlung

Ganz anders als in der ägyptischen Sammlung präsentiert sich die Kunstkammer mit der Skulpturensammlung dem Betrachter. Hier wurde viel Wert auf die Raumgestaltung gelegt, Säulen, Nischen und ein korrespondierender Deckenbereich, mit Ornamenten und Reliefs, bilden hier den Rahmen für die Kunstwerke.

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Die Kunstkammer

Die Kunstkammer war einst die Kuriositätensammlung der Habsburger. Sie beherbergt über 2.200 Exponate, die Räume sind eher schlicht gehalten mit zarten Deckenornamenten. Hier liegt das Augenmerk vor allem auf den in Vitrinen sehr schön präsentierten Kunstgegenständen.

Die Gemälde-Galerien

Die einzelnen Räume der im ersten Stock befindlichen Gemäldegalerien überraschen mit einer wunderbaren Harmonie. Farblich kraftvoll gehaltene Wände harmonieren aufs Schönste mit den eher dezenten Reliefs im Deckenbereich. Über den Türen finden sich die Büsten bedeutender Künstler – jede für sich wunderschön und eindrucksvoll. Selbst die Wandbereiche zwischen den einzelnen Ausstellungsräumen wurden aufwendig dekoriert.

Jeder Raum wurde passend zu den sich darin befindlichen Bildern gestaltet. Im Gegensatz zur wandfüllenden Kunstpräsentation der Frühzeit des Museum, präsentieren sich die Galerieräume heute sehr geschmackvoll, weniger Bilder sind ausgestellt, doch jedes der Kunstwerke kommt voll zur Geltung.

Früher war ich oft über die schlechten Lichtverhältnisse enttäuscht. Umso mehr freut es mich, dass dieses Manko behoben wurde und die Kunstwerke heute in bestem Licht bewundert werden können.

Die Kuppelhalle

In der prunkvollen Kuppelhalle, wo sich auch das Café & Restaurant des KHM befindet, finden  immer wieder Events – wie ‚Kunstschatzi‚ –  sowie regelmäßige Veranstaltungen statt – wie der Sonntagsbrunch (jeden Sonntag von 10 – 12:30 Uhr), Gourmetabende (jeden Donnerstag von 18:30 – 22 Uhr).

Faszination im 2. Stock

Geht man weiter hoch in den 2. Stock, so erwartet die Besucher dort eine weitere Überraschung.  Über die ganzen Wände des Umgangs erstreckt sich ein Gemäldezyklus, der den Kriegszug Kaiser Karls V. gegen Tunis zeigt. Diese Gemälde (gemalt in Kohle und Wasserfarbe auf Papier, auf Leinwand aufgezogen), wurden von dem Künstler Jan Cornelisz Vermeyen in den Jahren 1546-1550 im Auftrag im Auftrag der Statthalterin Maria von Ungarn angefertigt wurden, als Vorlagen für Bildteppiche.

Von der Galerie im 2. Stock hat man einen wunderbaren Blick auf die Kuppel mit den großartigen Reliefs sowie die Kuppelhalle mit ihren wunderschönen Verzierungen.

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Fazit

Das Kunsthistorische Museum ist wohl eines der schönsten und interessantesten Gebäude Wiens. Es beherbergt nicht nur die unermesslichen Kunstschätze der Sammlung des Kaiserhofes, sondern ist ein Kunstwerk für sich.

Wenn du mehr über dieses wunderbare Gebäude, wissen willst, es gibt einen großartigen Bildband mit dem Titel „Kunsthistorisches Museum: Baugeschichte – Architektur – Dekoration“ von Cecilia Bischoff, erschienen 2010 im Christian Brandstätter Verlag (ISBN: 978-3850332149). Leider nur noch antiquarisch erhältlich.

Offizielle Website des Kunsthistorischen Museums Wien

(Februar 2018)
Fotos: Andrea Bauer
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Kunsthistorischen Museum, Wien.

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2 Kommentare, sei der nächste!

  1. Guten Tag! Ich habe eine Frage: Ich bin gestern an der Straßenseite vorbeigegangen und habe gesehen, dass dort über jedem Fenster ein Name steht. Fast alle Namen sind mir unbekannt. Alexander der Große und Plinius der Jüngere kenne ich zwar, aber wer sind alle anderen? Und weshalb sind sie an dieser Fassade?
    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Helgund Seidler

    1. Liebe Frau Dr. Seidler,
      vielen Dank für ihre interessante Frage.
      Es steckt wohl ein gewisser Lehrauftrag dahinter, der die Kunst in ihrer Entwicklung und Gesamtheit zum Ausdruck bringen wollte/sollte.
      Ich hab im Netz einen Auszug aus einem Vortrag gefunden, den Albert Ilg 1891 gehaltenen hat. Der Vortrag hatte den Titel „Das Kunsthistorische Hofmuseums-Gebäude als modernes Architekturwerk“:
      So ist hier in den mannigfachen Gebilden die ganze Kunstgeschichte von der Arche des Noah bis auf Schwind und Führich katalogisirt. Wo man sich bei diesem Programm nicht mehr historisch zu helfen wusste, hat man philosophische Ideen plastisch dargestellt und schliesslich, da noch Raum übrig blieb, in allegorischen Figuren gar noch die bedeutendsten Städte, in denen die Kunst geblüht hat, als Damen hinaufgestellt. (…)
      Danke an dieser Stelle auch an Christian Nikolaus Opitz, der in seinem Blog „Baudenkmäler in Österreich“ (www.baudenkmaeler.net) viele interessante Details zusammengetragen hat. Übrigens ein Blog, den ich erst durch ihre Frage entdeckt habe und wo ich sicher noch des Öfteren reinschauen werde.
      Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit dieser Auskunft ein wenig weiterhelfen und freue mich, dass ich ihre Neugier auf die Entdeckung unseres großartigen architektonischen und kunsthistorischen Erbes wecken konnte.
      Liebe Grüße
      Andrea Bauer

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