Anfang Oktober bin ich zu meinem ersten Solotrip gestartet – nach Budapest. Budapest eine lebendige, quirlige Stadt mit unglaublich schönen Häusern, toller Kunst, zahlreichen Thermen … 3 Tage Selbstbestimmung waren geplant.
Da ich mal ausprobieren wollte, wie es sich als Minimalist reist – sowohl was das Gepäck betrifft, als auch die Kosten – war es für mich ein kleines Abenteuer. Und da ich noch nie mehrere Tage am Stück ganz allein unterwegs war erst recht.
Mein Reiseplan
Minimales Gepäck: also nur Rucksack und Kamera-Tasche.
Anreise per Flixbus von Wien-Erdberg nach Budapest-Nepliget.
Unterkunft in einem einfachen über Airbnb gebuchten Zimmer im Stadtzentrum
3 Tage Zeit die Stadt allein und auf eigene Faust zu erkunden
Die Anreise per Flixbus
Ich hab mir also die App für den Flixbus downgeloadet und mir Tickets gekauft. Für unglaubliche EUR 19,-/Fahrt bist du in 3 Stunden in Budapest. Das Einchecken war problemlos über die App möglich. Zur Sicherheit hab ich mir aber zu Hause die Tickets auch auf Papier ausgedruckt.
Da unter der Woche der Bus nicht voll ist, hatte ich 2 Plätze für mich allein 😀 und die Fahrt verlief sehr angenehm. Wir wurden nicht mal an der Grenze kontrolliert und kamen pünktlich in Budapest-Nepliget an.
Der Busbahnhof in Budapest hat eine gute Verkehrsanbindung. Man ist von dort nach 4-5 Stationen mit der U-Bahn im Zentrum von Pest, dem nördlichen Stadtteil von Budapest. Ideal ist ein Tages- bzw. Mehr-Tagesticket, dass man z.Bsp. in der Info-Büro in Nepliget erhält.
Mehr Infos zu den öffentlichen Verkehrsmitteln in Budapest findest du auf der Website budabestbesuchen.de
Ich fand es hilfreich mir den Öffi-Plan auszudrucken, da darauf alle Straßenbahn- und Bus-Nummern angeführt sind.
Budapest entdecken
Als Ausgangspunkt für meine Entdeckungstour hab ich mir ein Zimmer im Zentrum von Pest, dem nördlichen Teil von Budapest, gewählt.
Budapest hat traumhaft schöne Gebäude. Die Fassaden der Häuser sind reich mit Figuren, Mosaiken und Verzierungen aller Art geschmückt. Es gibt auch viel Kunst im öffentlichen Raum. An allen Ecken und Enden trifft man auf Statuen und Skulpturen aller Art.
Der perfekte Begleiter auf meiner Erkundungstour war der Reiseführer von DK, Top 10 Budapest.
Darin sind nicht nur die 10 Top-Sehenswürdigkeiten angeführt und ausführlich beschrieben, sondern auch die einzelnen Stadtteile mit den dortigen Sehenswürdigkeiten. Lokaltipps, eine herausnehmbare Karte und ein kulinarischer Sprachführer runden das Angebot ab.
Eine Freundin von mir, die aus Budapest stamt, hat mir bestätigt, dass dieser kleine Wegbegleiter wirklich alles enthält, was man wissen muss.
So präpariert ging ich auf Tour. Und ich hab verdammt viel gesehen. Doch um dich nicht zu langweilen, möchte ich dir hier nur meine Favoriten präsentieren.
Einige Juwelen der Stadt
In all der Fülle an wunderschönen Bauten und Sehenswürdigkeiten habe ich ein paar echte Juwelen gefunden. Sie sind so unterschiedlich wie außergewöhnlich.
Das als Sitz einer Londoner Versicherungsgesellchaft The Gresham erbaute Gebäude, beherbergt heute das Four Seasons Gresham Palace Hotel. Das Gebäude ist ein wunderbares Beispiel der Sezession in der ungarischen Architektur und bezaubert mit zahlreichen Ornamenten, Figuren, reichverzierten Fenstern, schmiedeeisernen Elementen … ein Baujuwel erster Güte in absoluter Toplage. Wenn du von Buda über die Kettenbrücke gehst, triffst du auf dieses exquisite Bau-Kunstwerk.
Obwohl es heute ein Hotel ist, empfehle ich dir einfach mal reinzugehen und dich von der Atmosphäre dieses wunderschönen Ortes bezaubern zu lassen.
Mehr Fotos auf der Homepage des Four Seasons Gresham Palace Hotel
Verzaubern lassen kannst du dich auch hier 😀
Auf dem Weg von der Burg zur Fischerbastei entdeckte ich diesen speziellen Ort. Das Houdini-Haus ist eine Hommage an den weltberühmten Zauberer Harry Houdini und birgt ein Museum mit zahlreichen Originalrequisiten, indem man nicht nur Houdinis Lebensgeschichte erfährt, sondern sich selbst von einem Tischmagier verzaubern lassen kann.
Die im Preis inkludierte Zaubershow war eine äußerst vergnügliche Abwechslung auf meiner Besichtigungstour – wirklich gelungen. Mehr Infos auf der Homepage.
Die Kirche auf dem Schlossberg befindet sich auf der Budaer Seite der Stadt, gleich neben der Fischerbastei. Für mich ist sie eine der schönsten Kirchen. Hier wurden übrigens Franz Josef I und seine Frau Elisabeth am 8. Juni 1867 gekrönt.
Die Geschichte der Kirche verrät uns, dass sie fast 150 Jahre lang – zur Zeit der türkischen Besatzung (von 1541 bis 1686) – die Hauptmoschee von Budapest war. Damals wurde die gesamte Innenausstattung der Kirche zerstört und die Wände weißt übermalt.
Obwohl die heutigen Verzierungen im Inneren erst beim Umbau im 19. Jahrhundert entstanden, geben uns die übrigen Wandbemalungen in warmen Erdtönen eine Ahnung davon, mit welcher Farbpracht mittelalterliche Kirchen ausgestattet waren. Damit hebt sich die Matthiaskirche von allen anderen Kirchen, die ich kenne, ab.
Schon oft habe ich Fotos dieses wunderschönen Thermalbads gesehen und wollte unbedingt mal selbst dorthin. Diesen Wunsch hab ich mir nun erfüllt.
Thermalbäder haben in Budapest eine lange Tradition, die auf die Römerzeit mit ihrer Badekultur zurückgeht. Und wirklich erinnert mich das Bad mit seinen prächtigen Schwimmhalle und seinen mosaikverzierten Räumen mit den Thermalbecken an eine antike Römertherme. Während ich mich im warmen Wasser von den Strapazen meiner Besichtigungstour erholte, kam ich mir wie in eine andere Zeit versetzt vor.
Das Gellert Bad ist wohl eine der schönsten Thermen der Welt und unbedingt einen Besuch wert.
Alles Infos für deinen Besuch und mehr Fotos findest du auf der Homepage des Gellert Bades.
Essen und Trinken
Ich hatte den Eindruck Budapest besteht nur aus Lokalen. Die Stadt flirrt nur so. Besonderns der VII. Bezirk Elizabethstadt, auch als das jüdische Viertel bekannt, ist reich an Lokalen aller Art. In der Kazinczy út. gibt es
Mehr über das jüdische Viertel und seine Geschichte kannst du in der wunderbaren Beschreibung von Peter Althaus nachlesen, der einen tollen Blogartikel dazu verfasst hat.
Hier möchte ich dir einige vorstellen, die ich ausprobiert hab und erwähnenswert finde:
Köleves – Kazinczy út. 41, Budapest 1075
Dieses liebevoll gestaltete Lokal kann mit 1A-Essen und ausgezeichneten Weinen aufwarten. Das Preisniveau ist mit Wien vergleichbar.
Genial war das Pistazien-Tiramisu
Konyha – Madách Imre út 8, Budapest 1075
Das ist ein sehr nettes Lokal mit großen Fensterflächen, gemütlichen Sofas und Esstischen – zum Essen, Abhängen und Leute treffen.
Es liegt in der Nähe der bekannten Gozsdu Höfe, aber mit viel entspannter Musik
Hier fand ich einen kalte Pflaumensuppe, die ein Gedicht war und so lecker anzusehen 😀
Cafe Vian – findest man gleich an 3 Standorten in Budapest
Ideal um im Freien zu sitzen und bei einem Cocktail oder einen Glas Wein auszuruhen.
Mir gefiel vor allem das Motto des Cafe Vian, das in dem Lokal am Liszt Ferenc tér 9 an der Wand steht: „At Café Vian our answer is YES. Now, what is your question?“
In Budapest gibt es zahlreiche und sehr unterschiedliche Kaffeehäuser, um dir den Unterschied zu zeigen, möchte ich dir hier 2 vorstellen:
Café Gerbeaud – Vörösmarty tér 7-8, Budapest 1051
Dieses im Herzen von Budapest gelegene Café besteht seit 1858 und ist vergleichbar mit dem Sacher in Wien. Das Ambiente ist gediegen, doch die Bedienung ist extrem langsam und die Preise schwer überhöht (vor allem für ungarische Verhältnisse).
Konditorei Ruszwurm – Szentháromság u. 7, Budapest 1041 – Nähe Matthiaskirche
Diese Traditionskonditorei ist in Budapest berühmt für ihre phantastischen Cremeschnitten – Krémés genannt – ein WOW-Erlebnis !!!
Die Cremeschnitten im Ruszwurm kosten übrigens 450 Ft und das Service ist sehr freundlich, schnell und zuvorkommend, weshalb auch Einheimische gern hingehen.
A Table – Wesselényi utca 9, Budapest 1077 – Ecke Sip ut.
Diese tolle französische Patisserie im jüdischen Viertel ist ideal zum Frühstücken. Genial ist das Pain au chocolat pistache.
1000 Tea – Váci út. 65, Budapest 1056
Dieses urgemütliche Teehaus ist eine Oase der Ruhe inmitten der belebten Fußgängerzone. Es liegt etwas versteckt in einem Innenhof, ist liebevoll ausgestattet und lädt zum Verweilen ein. Sanfte Klänge lassen die Hektik dahinschmelzen und die wundervollen Tees sind eine Wohltat.
Auch preislich liegen die Tees gut – ca. 850 Ft. für eine Kanne Tee. Zu meinen Oolong bekam ich z.Bsp. eine Thermoskanne mit ca. 1 l heißen Wasser, zum immer wieder aufgießen und eine entsprechende Anleitung.
Meine erste Airbnb-Erfahrung
Von meiner Gastgeberin hatte ich genaue Instruktionen per Email erhalten, wie ich zu dem Schlüssel und in mein gebuchtes Zimmer komme. Was auch wunderbar klappte.
Das Zimmer lag sehr zentral – ca. 15 Gehminuten zu den meisten Sehenswürdigkeiten.
Das Zimmer war ausgesprochen günstig und wie beschrieben klein, sauber und schlicht – Bett, Nachkästchen, 1 Sessel und ein aufhängbares Wäscheregal aus Plastik. Und es hatte ein Fenster zu einem ruhigen Innenhof. Reicht mir, dachte ich, ich brauch ja nur einen Platz zum Schlafen.
Ich hatte mit einem sehr schlichten Zimmerchen gerechnet, womit ich jedoch nicht gerechnet hab war, dass die Matratze auf dem Bett nur 5 cm dick war. War mehr so eine Art Camping-Erlebnis 😀 Verblüfft hat mich dann aber doch, dass ich trotz des harten Bettes 9 Stunden durchschlief und mich auch tagsüber gar nicht so gerädert gefühlt hab. War eine interessante Erfahrung für mich.
Auch hat der Umstand, dass mein Zimmerchen nicht zum Verweilen einlud, dazu beigetragen, dass ich in der Stadt vermehrt nach Plätzen bzw. Lokalen Ausschau hielt, die sich zum Ausruhen für Zwischendurch anboten.
Zu meinen Favoriten wurden :
1000 Tea – das urgemütliches Teehaus, in der Vaci ut 65, ist wirklich eine Oase der Ruhe.
Bei angenehmen sanften Klängen lässt sich wunderbar entspannen.
Konyha – nach dem Essen oder bei einem Kaffee oder einem Gläschen Wein lässt es sich auf den Sofas gemütlich abhängen.
Der Ordnung halber muss ich aber auch anmerken, dass meine Airbnb-Gastgeberin sehr zuvorkommend war, und ich mein Gepäck bis zur Abreise (17 Uhr) im Quartier lassen konnte. Trotzdem würde ich dort nicht noch einmal übernachten.
Währung – Zahlungsmodalitäten
Landeswährung: Forint / 1 EUR = 300 Forint
Es ist ratsam vorab etwa 100 EUR umzuwechseln für Kleinigkeiten, Snacks etc.
Man kann aber auch Geld am Bankomat abheben bzw. nahezu überall mit Karte zahlen
Fazit meines 1. Solotrips
Ich weiß nun, dass ich kein Minimalist bin. Ich brauch eindeutig etwas Komfort beim Reisen.
Dazu gehört auch ein größeres Packvolumen, denn obwohl mir nicht wirklich was gefehlt hat, genieße ich es einfach ein wenig mehr mitnehmen zu können bzw. nicht bei jeden Stück darauf achten zu müssen, wieviel Platz es einnimmt und was es wiegt. Zukünftig werde ich für Kurztrips entweder einen größerer Rucksack oder einen kleiner Koffer mit Rädern verwenden.
Außerdem habe ich erkannt, dass es mir wichtig ist, ein gemütliches Zimmer zu haben, denn ich möchte mich auch mal zwischendurch ausruhen und zurückziehen können. Mir ist klar geworden, wie wichtig das für mich ist. Wenn ich dabei spare, spare ich eindeutig an der falschen Stelle.
Es hat mir großen Spaß gemacht, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden und einzukehren, wo immer ich wollte. Und ich hab mich in den 3 Tagen auch nie wirklich einsam gefühlt. Trotzdem wäre es nett gewesen, abends beim Essen Gesellschaft zu haben.
Und es hat mir gefallen, dass ich verschiedene Lokale zum Frühstücken ausprobieren konnte. Das ist etwas, was ich in Wien gern tue, im Urlaub bisher aber noch nie hatte.
Wenn ich das nächste Mal ein Quartier über Airbnb buche, werd ich die Bewertungen sehr viel genauer lesen und auf Untertöne achten, da mir aufgefallen ist, dass die meisten Menschen ihre Gastgeber eher wohlwollend beurteilen (auch ich) – selbst dann, wenn sie nie wieder dorthin zurückkehren würden. Und ich werde mir beim Ansehen der Fotos in Erinnerung rufen, dass jeder Gastgeber mir darauf nur die Schokoladenseite der Unterkunft zeigt. Also lieber ein wenig mehr zahlen, dafür aber auch mehr Komfort genießen.
Künftig werd ich bei der Buchung von Zimmern über Airbnb also umsichtiger sein oder nur noch ganze Wohneinheiten mieten (geht auch für Alleinreisende, wie mir Bekannte erzählt haben). Außerdem will ich mich parallel dazu auch um günstige Hotel- bzw. Pensionszimmer umschauen. Mal sehen was ich für Alleinreisende da alles finde.
Der Flixbus ist ein tolles und günstiges Verkehrsmittel – besonders wenn die Reise nicht zu lange dauert, er nicht ausgebucht ist und man 2 Plätze für sich hat. Je nach Reisezeit und Entfernung werde ich aber auch nach anderen günstigen Transportmöglichkeiten Ausschau halten.
Städtereisen sind nie wirklich günstig, denn es gibt jede Menge zu besichtigen, wodurch eine Menge Eintrittsgeldern anfallen (zumindest bei mir, denn ich bin sehr kunstinteressiert) und ich möchte auch Lokale erkunden. Da das für mich Lebensqualität bedeutet, muss ich das eben mit einplanen. Ich muss das Geld nicht beim Fenster hinauswerfen, aber zu sehr auf die Kosten zu achten, ist auch nichts und würde mir den Spaß verderben. Lieber fahr ich weniger oft weg, genieße es dann aber. Eine weitere Möglichkeit wäre es, Städtereisen und Naturerlebnisse abzuwechseln – das spart Geld, macht Spaß und ich kann öfters wegfahren.
Alles in allem war es für mich eine sehr interessante Erfahrung und ich durfte wieder viel über mich erfahren 😀
Weitere Solotrips?
Klar, die wird es geben, aber wohl eher erst im Frühjahr – mal gucken, ob es das nächste mal eine Städtetour wird oder zur Abwechslung ein Naturerlebnis.
Doch dazwischen freu ich mich auf den nächsten Urlaub mit meinem Mann.
Denn mein Credo lautet – sowohl als auch – beides hat seine Vorzüge ;D
(Oktober 2017)
Fotos: Andrea Bauer